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Gemeinsam für den Schutz unserer Kinder: Ein ganzheitlicher Ansatz gegen sexuelle Gewalt
2024-11-01
Erschreckende Statistiken zeigen, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder bereits Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Um diesem beunruhigenden Trend entgegenzuwirken, hat das Jugendamt Südliche Weinstraße ein umfassendes Präventionsprojekt ins Leben gerufen. Dieses Programm soll Kinder, Lehrer und Eltern gleichermaßen sensibilisieren und befähigen, Anzeichen von Missbrauch frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.
Gemeinsam für den Schutz unserer Kinder: Ein ganzheitlicher Ansatz gegen sexuelle Gewalt
Prävention an der Wurzel: Kinder stärken und Erwachsene befähigen
Das Präventionsprojekt des Jugendamts Südliche Weinstraße verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu verhindern. Dabei werden alle relevanten Akteure eingebunden - von den Grundschülern selbst bis hin zu Lehrern und Eltern. Anja Ziebler-Kühn vom Kinderschutzbund Landau-Südliche Weinstraße erklärt: "Einerseits geht es um die sogenannte sekundäre Prävention: Fachkräfte sollen Missbrauch erkennen können. Andererseits ist es uns besonders wichtig, den sexuellen Missbrauch durch primäre Prävention zu verhindern. Starke Kinder, die aufgeklärt sind und wissen, wo sie Hilfe bekommen können, sind weniger anfällig für Übergriffe."Um dieses Ziel zu erreichen, bietet das Jugendamt in Kooperation mit dem Kinderschutzbund und der Schulsozialarbeit flächendeckend Fortbildungen für Lehrer an Grundschulen an. Hier lernen die Pädagogen, Anzeichen von Missbrauch frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Gleichzeitig werden die Schüler ab der 3. Klasse in altersgerechten Präventionsangeboten gestärkt. Sie erfahren, was okay und was nicht okay ist, wie sie ihre Grenzen setzen und um Hilfe bitten können.Eltern als wichtige Partner: Sensibilisierung und Aufklärung
Neben Kindern und Lehrern spielen auch die Eltern eine entscheidende Rolle im Präventionsprojekt. Sie werden bei eigens organisierten Elternabenden über die Inhalte und Ziele des Programms informiert. Darüber hinaus erhalten sie grundlegende Informationen zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder. "Die Eltern sind wichtige Ansprechpartner für ihre Kinder. Wenn sie für Warnzeichen sensibilisiert sind und wissen, wie sie reagieren sollen, können sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz ihrer Kinder leisten", betont Georg Kern, Erster Kreisbeigeordneter des Jugendamts.Gemeinsam gegen das Tabu: Offener Umgang mit einem schwierigen Thema
Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist leider immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Viele Menschen scheuen davor zurück, sich damit auseinanderzusetzen, aus Angst, etwas falsch zu machen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, wie Hannelore Schlageter, Leiterin des Jugendamts Südliche Weinstraße, betont: "Zu hören oder zu sehen, wie sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt wird, stellt eine Herausforderung dar. Es sind ekelhafte und verstörende Dinge. Aber es nützt den Kindern nichts, wenn man wegsieht und weghört." Nur durch einen offenen und besonnenen Umgang mit diesem schwierigen Thema können Kinder effektiv geschützt werden.Strategisches Vorgehen der Täter: Wachsamkeit und Zusammenarbeit sind gefordert
Laut Hannelore Schlageter gehen Täter von sexueller Gewalt gegen Kinder meist strategisch und geplant vor. Sie bauen massiven Druck auf ihre Opfer und deren Umfeld auf. "Täterinnen und Täter gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten. Das Motiv ist meist die Ausübung von Macht gegenüber anderen", erklärt sie. Um solche Übergriffe zu verhindern, ist es daher unerlässlich, dass alle Beteiligten - Behörden, Schulen, Eltern und Kinder selbst - wachsam sind und eng zusammenarbeiten.Früherkennung als Schlüssel zum Schutz: Kinder müssen gehört werden
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Präventionsprojekts ist die Früherkennung von Missbrauchsfällen. Anja Ziebler-Kühn vom Kinderschutzbund betont, dass Kinder sich im Durchschnitt sechs- bis siebenmal Erwachsenen anvertrauen, bevor sie ernst genommen werden. "Fachkräfte sollen sensibel für Verhaltensänderungen bei Kindern sein, die auf Missbrauch hinweisen können. Nur so können wir Kinder rechtzeitig schützen und ihnen die Hilfe zukommen lassen, die sie dringend benötigen."Starke Kinder als Schlüssel zur Prävention: Aufklärung und Stärkung der Selbstbehauptung
Das Präventionsprogramm des Jugendamts Südliche Weinstraße setzt auch auf die Stärkung der Kinder selbst. "Starke Kinder sind nicht so angreifbar, sie sind aufgeklärt, haben Wissen und holen sich Hilfe", erklärt Anja Ziebler-Kühn. Durch altersgerechte Präventionsangebote in den Grundschulen lernen die Kinder, ihre Grenzen zu setzen, ihre Gefühle ernst zu nehmen und sich im Bedarfsfall Unterstützung zu holen. Damit werden sie widerstandsfähiger gegen mögliche Übergriffe.