Eltern Kinder
Wie Eltern die Scheidung mit Kindern gut meistern können
2024-12-08
Die gute Nachricht ist, dass 95 Prozent aller Scheidungen in Österreich einvernehmlich verlaufen. Jedoch können auch in juristisch einvernehmlichen Trennungen Konflikte entstehen, insbesondere wenn Kinder betroffen sind. Sozialarbeiterin Katja Hartl vom Familien.Kompetenz.Zentrum in Graz begleitet Eltern bei der Gestaltung ihrer Trennung, um die Kinder so gut wie möglich zu bewältigen.
Die Rolle der Sozialarbeiterin bei Trennungen und deren Einfluss auf die Kinder
Existenzielle Ängste der Kinder in Trennungssituationen
Kinder haben oft existenzielle Ängste in Trennungssituationen. Sie fragen sich, ob ihre Eltern sie noch lieben und wo sie wohnen werden. Sie sind unsicher, ob sie Freunde und Schule behalten können. Katja Hartl rät, diesen Sorgen mit klarer Kommunikation zu begegnen. Alles, was die Kinder betrifft, sollte offen und ehrlich erklärt werden. Wenn Dinge noch unsicher sind, müssen die Eltern Verantwortung übernehmen und signalisieren, dass sie Lösungen finden werden.Andersherum können Kinder auch Angst vor der Trennung haben. Sie fühlen sich zwischen den Eltern zerrissen und sind unsicher, wie sich ihre Welt verändern wird. Die Eltern sollten sich bemühen, diesen Ängsten entgegenzuwirken und die Kinder zu beruhigen.Gestehung der eigenen Gefühle durch die Eltern
Gleichzeitig sollten Eltern ihre eigenen Gefühle so gut wie möglich kontrollieren. Kinder dürfen sehen, dass die Eltern traurig sind, aber sie sollen nicht in die Rolle der Tröster gedrängt werden. Eine klare Botschaft ist, dass die Eltern die Kinder von der Schuld entlasten. Es ist wichtig, ihnen zu sagen, dass beide Eltern die Entscheidung getroffen haben und dass der Kind nicht schuld ist.Die Eltern sollten auch sich selbst beruhigen und ihre eigenen Gefühle verarbeiten. Nur so können sie den Kindern eine stabilisierende Wirkung entgegenbringen.Die schwierige Kontaktregelung
Ein besonders schwieriges Thema ist die Kontaktregelung. Meistens wollen beide Elternteile möglichst viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Es ist wichtig, den Kontakt zwischen dem anderen Elternteil und dem Kind nicht nur zu ermöglichen, sondern auch die Übergangssituation für das Kind zu begleiten.Für viele Kinder ist es anfangs nicht so einfach, wenn sie tage- oder nächteweise nicht bei der Mutter oder dem Vater sind. Die Eltern sollten sich bemühen, eine angemessene Kontaktregelung zu finden, die den Bedürfnissen des Kindes entspricht.Konflikte von Kindern bei neuen Personen
Schwieriger wird es, wenn ein Elternteil wegzieht und neue Partner oder Stiefgeschwister hinzukommen. Je mehr Personen involviert sind, desto komplizierter wird es. Neben organisatorischen Fragen steht das Kind im Mittelpunkt.Was brauchen die Kinder? Und womit kommen die Eltern selbst gut zurecht? Das ist entscheidend für ein funktionierendes Modell. Besonders wichtig ist es, Konflikte von den Kindern fernzuhalten. Studien zeigen, dass Kinder vor allem eines wollen: dass ihre Eltern nicht streiten und es belastet sie, wenn Eltern schlecht übereinander reden.Feingefühl bei der Weihnachtszeit
Gerade jetzt zur bevorstehenden Weihnachtszeit ist Feingefühl nötig. Diese Zeit ist für getrennte Familien oft emotional und organisatorisch besonders herausfordernd, da Familientraditionen und Erwartungen eine Rolle spielen.Es gibt verschiedene Modelle: gemeinsame Feiern, ein jährlicher Wechsel oder getrennte Feste. Man soll die Feiertage nicht mit zu viel Bedeutung aufladen. Das Wichtigste ist, eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten funktioniert und den Kindern Stabilität vermittelt. Auch Großeltern können eine unterstützende Rolle einnehmen, solange sie sich nicht parteiisch verhalten.Positive Aspekte bei Trennungen
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch positive Aspekte bei Trennungen. Viele Familien berichten rückblickend, dass sie an der Krise gewachsen sind. Kinder würden selbstständiger und Eltern gelassener.Auch die Soziologin Diane Vaughan beschreibt Trennungen in ihrem Buch „Uncoupling“ als Übergänge, die persönliche Weiterentwicklung ermöglichen. „Ohne Krise keine Entwicklung“, betont sie. Der Gedanke, dass Trennungen nicht nur das Ende, sondern auch der Beginn eines neuen Kapitels sein können, kann dazu ermutigen, diesen Prozess bewusst zu gestalten – im besten Fall im Sinne der Kinder. Sie profitieren am stärksten von einer respektvollen und lösungsorientierten Haltung der Eltern.