Finanzierung
Handelskriege: Die Auswirkungen auf die globale Wirtschaft
2024-11-01
Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten setzen zunehmend auf Zölle, um ihre heimischen Industrien zu schützen. Für Exportnationen wie Deutschland stehen dabei jedoch große Herausforderungen an. Wie wirkt sich der wachsende Protektionismus auf die globale Wirtschaft aus?
Handelskriege und ihre Folgen für den Welthandel
Neue Zölle auf Elektrofahrzeuge aus China
Die Europäische Union hat nun beschlossen, zusätzliche Zölle auf Elektrofahrzeuge aus China zu erheben. Begründet wird dies damit, dass chinesische Autobauer von staatlichen Subventionen profitieren und dadurch unfaire Wettbewerbsvorteile auf dem europäischen Markt haben. Für Samina Sultan vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln ist dies eine "rote Karte" an den Handelspartner China, dem signalisiert wird, dass solch ein Verhalten nicht akzeptabel ist.Solche protektionistischen Maßnahmen sind keine Seltenheit mehr. In der Vergangenheit haben China, die USA und viele europäische Länder immer wieder Sonderzölle auf importierte Waren wie Solarzellen, Medizinprodukte, Halbleiter, Stahl, Aluminium und sogar Lebensmittel erhoben. Diese Handelskonflikte wurden oft mit großer Härte ausgetragen.Globale Arbeitsteilung bringt Vorteile für alle
Eigentlich bringt die globale Arbeitsteilung große Vorteile für alle Beteiligten mit sich, so Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. In den 1990er Jahren habe man den Höhepunkt der globalisierten Wirtschaft erlebt, als die Welt praktisch eine einzige Fabrikhalle war. Jeder konnte dort produzieren, wo es für sein Produkt am günstigsten war, und dort verkaufen, wo die interessierten Käufer saßen.Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich vieles verändert. China hat aufgeholt und ist nicht mehr nur die "Werkbank der Welt", sondern ein wichtiger Akteur in der globalen Wirtschaft geworden. Die USA fürchten nun um ihre jahrzehntelange Vormachtstellung und setzen verstärkt auf eine "America First"-Politik.Deutschland zwischen den Fronten
Für Exportnationen wie Deutschland ist die Situation schwierig. "Wir sind abhängig vom Handelspartner USA und von China", sagt Carsten Brzeski von der ING. "Wir brauchen Rohstoffe aus China. Wir brauchen Photovoltaik-Anlagen aus China. Und wenn wir jetzt mit starken Strafzöllen kommen, dann wissen wir, dann werden die Chinesen reagieren, und dann geht das auf Kosten von unserem eigenen Wirtschaftswachstum."Die Welt driftet wirtschaftlich und politisch immer weiter auseinander. Auf der einen Seite gibt es staatlich gelenkte und subventionierte Projekte, auf der anderen Seite ist das Spiel der Kräfte verhältnismäßig frei. Gleiche Wettbewerbsbedingungen gibt es immer weniger, stattdessen nehmen protektionistische Maßnahmen zu.Auswirkungen auf deutsche Unternehmen
Die Folgen dieser Entwicklung sind für deutsche Unternehmen spürbar. Wenn Elektrofahrzeuge aus China mit Strafzöllen belegt werden, belastet das auch die deutschen Autobauer, da sie in China für den chinesischen und den Weltmarkt produzieren. Ähnliche Probleme haben Maschinenbauer, Anlagenbauer, Elektrotechniker oder Unternehmen aus der Chemiebranche.Ökonom Ulrich Kater sieht die Zukunft durchaus pessimistisch. Zwar werde der Wohlstand nicht zusammenbrechen, aber es gebe "schleichende Entwicklungen, die dazu führen, dass Konsumgüter teurer werden, vielleicht auch Dinge an anderen Ecken der Welt vorhanden sind, die man selber im eigenen Land gar nicht bekommt oder wegen Zöllen zu teuer sind." Für viele Ökonomen ist das Ende des Freihandels längst da.